„Personalentwicklung ist kein Verwalten von Excel-Dateien“
Isabelle Tyrasa im Porträt
- Erschienen am - PresemitteilungGesundheitsmanagement, Familienfreundlichkeit, Coaching, Werte… Wenn es um die Profilierung als Arbeitgeber geht, schmücken sich viele mit vielversprechenden Begriffen. Nicht alle treffen damit den eigentlichen Kern. Personalreferentin Isabelle Tyrasa erzählt im Gespräch, worum es bei der Personalentwicklung geht und verrät einiges über die Organisationskultur des MIL.
Pling. Wieder eine Mail von Isabelle Tyrasa an alle Mitarbeiter:innen des Ministeriums für Infrastruktur und Landesplanung (MIL). Dieses Mal geht es um das Angebot einer Schulung für Eltern zum Umgang mit der Doppelbelastung. „Durch die Pandemie haben wir – neben der Flexibilität – auch das Weiterbildungsangebot dahingehend erweitert. Es geht ja nicht nur darum, immer nur die Strukturen wie zum Beispiel die Software zu beschaffen, sondern auch den Umgang damit zu fördern. Zum Beispiel, wie man Teams im Homeoffice führt oder Videokonferenzen moderiert“, erzählt sie. Der Weiterbildungsbereich ist aber nur ein Teil von Tyrasas Arbeit.
Von den Ecuadorianischen Anden ins Potsdamer Flachland
Nachdem Isabelle Tyrasa „International Relations and Management“ in Regensburg studiert hat, hat es sie erstmal in die Ecuadorianischen Anden verschlagen. Dort arbeite Sie für eine NGO, die benachteiligten Bevölkerungsgruppen hilft. „Dort habe ich vieles gelernt, auch über mich“, sagt sie. Zum Beispiel, wie wichtig die Frage „Was braucht ihr?“ ist und dass Organisationspsychologie und Personalentwicklung ihr Ding ist. Und ihrem Interesse ist die 27-Jährige schon immer gefolgt, da fackelt sie nicht lange. Also: Master „Interkulturelle Personalentwicklung und Kommunikationsmanagement“ in Jena oben drauf, noch einiges an Arbeitserfahrung und dann – ab zum MIL mit seiner überwiegend technischen Verwaltung. „Ich wollte auf jeden Fall hierher, weil das Personalentwicklungskonzept des MIL so nah an der Forschung ist. Das Wording, wenn es um Personalentwicklung geht, ist überall das Gleiche. Aber es steckt nicht überall das Gleiche drin. Personalentwicklung ist kein Verwalten von Excel-Dateien. Es geht nicht darum, schöne Sätze oder Wörter auf Papier zu schreiben, diese Ideen und Werte müssen Einzug halten in die tägliche Arbeit der Beschäftigten. Und das tun sie hier.“
„Menschen, keine Vollzeitäquivalente“
Vor genau einem Jahr hat sie im MIL angefangen, deshalb erinnert sie sich noch gut an den Anfang. „Es gab einen schön geschmückten Tisch und ich wurde überall rumgeführt. Es war ein herzlicher Empfang, für alle Fragen hatten die Kolleg:innen ein offenes Ohr.“ Auch den Staatsekretär hat sie gleich am ersten Tag kennengelernt. „Die MIL-Leitung habe ich als aktive Hausleitung in Sachen Personal wahrgenommen, Herr Genilke hat ein großes Interesse an diesen Themen.“ Wie alle anderen „Anfänger:innen“ im MIL hat sie darüber hinaus die anderen Angebote genutzt, zum Beispiel den Starterzirkel und das Lotsen-Projekt. Das ist eine Art Mentoring-Projekt, in dem jeder Anfänger einen Lotsen bekommt, der sich anfangs kümmert.
Angesprochen auf die Trinkflasche, die jeder neue Beschäftigte des MIL bekommt, lacht Tyrasa. „Ja, die habe ich zusammen mit anderen Kolleg:innen im Haus eingeführt, samt eines Wasserspenders. Es klingt vielleicht doof, weil es ja ‚nur‘eine Flasche für wenige Euro ist: Aber es geht um mehr als das. Es geht um Wertschätzung. Mitarbeiter:innen sind Menschen, keine Vollzeitäquivalente.“ Und darüber hinaus geht es bei der symbolischen Flasche darum, dass die Leute genügend trinken – Stichwort aktives Gesundheitsmanagement.
Sie erzählt über die vielen Konzepte, an denen sie gerade „in Teamarbeit auf Augenhöhe“ arbeitet. Dabei betont die pragmatisch denkende Personalreferentin immer wieder, dass die Werte einer Organisationskultur am Arbeitsplatz jedes Einzelnen ankommen soll – von Vorstellungs- und Mitarbeitergesprächen bis hin zum Arbeitsschutz. „Für Vorstellungsgespräche und Personalbetreuung muss genügend Zeit sein, sagt unsere Referatsleiterin immer wieder. Es geht darum, fair zu sein, die richtigen Leute zu finden und am Ende auch die richtigen Leute an sich zu binden.“ Diese Arbeit, erzählt sie, sei kein Selbstläufer.
„Ein gutes Arbeitsklima ist stetige Entwicklung und Verbesserung“
284 Mitarbeiter:innen hat das MIL im Moment. Dazu kommen 237 Beschäftigte im Landesamt für Bauen und Verkehr (LBV) sowie 1.776 Beschäftigte im Landesbetrieb Straßenwesen (LS). 2019 war die letzte Mitarbeiterbefragung im MIL. Das Ergebnis: „Die Zufriedenheit der Beschäftigten ist groß. Einzig der psychische Stress spielt eine Rolle“, erklärt Tyrasa. „Wichtig ist hierbei nicht nur Angebote zu schaffen, die Achtsamkeit fördern. Die Aufgabenseite muss stimmen und es müssen Priorisierungsspielräume vorhanden sein. Ein gutes Arbeitsklima ist stetige Entwicklung und Verbesserung.“ Sie sei froh, dass sie hierbei ihren Beitrag leisten kann und – das sagt sie zurückhaltend – auch stolz, für die Landesverwaltung arbeiten zu dürfen.
Da kann Tyrasa ihre engagierte Seite ausleben, sie sprudelt nur so vor Ideen – sie spricht von Wissensmanagement und der Frage, wie Wissen bewahrt werden kann und zugänglich gemacht werden kann. Sie spricht von interaktiven Mitarbeiterportalen und von den Möglichkeiten der Digitalisierung und vielem mehr. „Ich finde schön, dass ich neben den Alltagsarbeiten nie weiß, wie mein Arbeitstag endet.“ Eines steht jedenfalls fest: Die Energie geht ihr auch am Ende des Tages nicht aus.