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Der „Luftfahrtmensch“

Klaus Wernicke im Porträt

- Erschienen am 26.03.2021 - Pressemitteilung Meldung
Klaus Wernicke © MIL

Seine Kolleginnen und Kollegen im Ministerium und in der LuBB, der Gemeinsamen Oberen Luftfahrtbehörde Berlin-Brandenburg, nennen ihn den „Luftfahrtmensch“ – ein „Urgestein der Luftfahrtbehörde“. Weil er so viel weiß über diesen Bereich. In den letzten Wochen seiner Karriere blickt Klaus Wernicke bei einer Führung durch den Flughafen BER noch einmal zurück auf Jahrzehnte der Luftfahrt in Brandenburg und Berlin. 

Es sind bewegende Momente, als am 8. November der letzte Flug vom Flughafen Tegel startet. Mit riesigen Wasserfontänen verabschiedet die Flughafen-Feuerwehr die Maschine der Air France nach Paris. Danach ist die Anzeigetafel für Abflüge leer, das Licht am markanten Tower geht aus. Für viele, so scheint es, geht damit eine Ära zu Ende. „Im Tagesgeschäft werden Flughäfen durchaus kritisch gesehen“, lacht Wernicke. „In solchen Momenten merkt man, dass diese aber auch ein Symbol für die Menschen sind. Das berührt einen schon. Aber ich schaue lieber nach vorne.“ Das hat er immer schon getan in seinem Job, zum Beispiel 2008, als Tempelhof geschlossen wurde und gerade vor einer Woche bei der Schließung des Flughafens Schönefeld. Dort, wo seine Karriere begann.

Vom Flugzeugmechaniker zum Dezernatsleiter der Luftfahrtbehörde

Vor genau 50 Jahren bekommt der 17-jährige Klaus Wernicke einen Schraubenschlüssel in die Hand gedrückt, als er seine Lehre zum Flugzeugmechaniker beginnt. Für die „Interflug“ schraubt er drei Jahre lang am „DDR-Flughafen“ Schönefeld an Flugzeugtypen wie der IL18,  Tupolew TU134 oder IL62 herum. „Letztere sind Langstreckenflugzeuge, die von Schönefeld bis Havanna oder Hanoi geflogen sind“, erklärt Wernicke in seinem Berliner Dialekt. Dann studiert er und arbeitet nach dem Abschluss, vergleichbar dem heutigen Luft- und Raumfahrt Studium, bis zur Wende als Luftfahrt-Ingenieur. Danach wechselt er in das Luftfahrt-Bundesamt und zum Januar 1993 in die Luftfahrtverwaltung des Landes Brandenburg. „Ich habe diesen Wechsel in die Verwaltung nie bereut, denn es war immer viel Bewegung drin. Damals musste die Verwaltung erst aufgebaut werden, das war eine wilde Zeit. Manchmal auch etwas chaotisch“, lacht Wernicke. 2011 wird er Dezernatsleiter in der Gemeinsamen oberen Luftfahrtbehörde Berlin-Brandenburg.

„Eine Behörde muss wissen, worüber sie redet“

Wernicke ist gerade mitten in einer Dienstbesprechung im Landesamt in Hoppegarten, als die beiden Flugzeuge in die Tower des World Trade Centers krachen. „Mir war sofort klar, dass Nine Eleven die Luftfahrt verändern wird.“ Was folgt, ist einmal mehr in den fünf Jahrzehnten seiner Laufbahn eine große Umstellung. Sicherheitsmaßnahmen entwickeln, abstimmen und umsetzen. Was so leicht daher gesagt ist, umfasst jede Menge Arbeit, die viel Fachwissen und Kompetenz erfordert. „Eine Behörde muss natürlich wissen, worüber sie redet“, sagt Wernicke. Wernicke selbst ist Fachmann durch und durch. Ihm merkt man dieses Wissen an, sowohl das technische als auch das Wissen darüber, wie die Luftfahrt funktioniert. „Diese hat schon immer nach klaren Regeln funktioniert.“ Die Regeln, die von der EU kommen, hält er für sinnvoll. „Sie geben Spielräume für gute Vor-Ort-Lösungen.“ So auch in diesem Fall. Schönefeld ist 2015 der erste Flughafen in Deutschland, der von der LuBB nach den neuen Standards zertifiziert wird und über das nun erforderliche Flugplatzzeugnis verfügt.

Wenn Wernicke nicht gerade mit der Umstellung ganzer Systeme zu tun hat, steht das alltägliche Tagesgeschäft für die Bereiche der Luftsicherheit, Betriebssicherheit der Flugplätze und des Flugbetriebs an. Wenn er darüber erzählt, geht Wernicke immer wieder ins Detail und gibt Einblicke in die Komplexität seines Bereichs. Und ganz nebenbei erklärt er am Sicherheitscheck, warum hier am BER gerade alles andere Normalbetrieb herrscht. Die Infrastruktur in der Luftfahrt teuer und den hohen Kosten steht der massive Rückgang an Fluggästen gegenüber. „Für uns als Behörde ist es wichtig, dass der verbliebene Betrieb in jeder Beziehung sicher durchgeführt wird, auch wenn sich zum Beispiel viele Mitarbeiter des Flughafens in Kurzarbeit befinden. Darauf müssen wir als Behörde natürlich reagieren.“ Deshalb haben er und seine Kolleginnen und Kollegen viele Abstimmungen hinter sich. Sicher ist sich Wernicke, dass die Pandemie die Strukturen in der Luftfahrt nachhaltig verändern wird.

„Für einen Dezernatsleiter ist der Schreibtischanteil zwar sehr hoch, aber es bleibt noch ein großer Anteil für die Arbeit vor Ort.“ Diese beinhaltet auch Bereitschaftsdienste – wenn mal jemand nachts versucht durch einen Zaun in den Sicherheitsbereich einzudringen. Fälle wie diese seien aber selten. Ebenso wie Unfälle, die Wernicke in seiner Zeit zum Glück nicht erleben muss. Spannend an seinem Job findet der gebürtige Berliner vor allem das Fachliche. „Die Brandenburgische Luftfahrt ist ziemlich umfassend. Es hat sich hier eine Industrie entwickelt und es gibt viele interessante Flugplätze. Schönhagen, Strausberg und Kyritz sind Flugplätze, die mir am Herzen liegen.“ Aber es ist nicht nur das Fachliche allein, auch seine Kolleginnen und Kollegen aus den Ministerien und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der LuBB spielen für seine Freude an der Arbeit eine große Rolle.  „Meine Arbeit ist abwechslungsreich, es gibt immer wieder Neues zu lernen und es ist schön, in einem Team zu arbeiten, in dem ich mich wohl fühle.“ Bei der Frage, ob ihn die Kunden am anderen Ende der Regeln auch so positiv beurteilen würden, lacht er. „Ich hoffe schon, denn wir als Behörde finden meist gute Lösungen.“

„Der BER ist der Höhepunkt meiner Karriere“

Was immer wieder klar wird, wenn der 66-Jährige erzählt, ist: Ihm ist wichtig, dass die Dinge funktionieren. Deshalb sind ihm die Verzögerungen am Flughafen BER auch ein Dorn im Auge. Zumal die flugbetrieblichen Einrichtungen seit 2012 arbeitsfähig sind. „Es war ein persönliches Ziel von mir, dass BER noch in meiner Zeit in Betrieb geht. Der Flughafen ist sozusagen der Höhenpunkt meiner Karriere. Und auch, wenn das oft zu kurz kommt, der BER ist ein sehr leistungsfähiger Flughafen, der im Gegensatz zu vielen anderen Flughäfen, siehe London, von Anfang an funktioniert hat.“ Beweisen müsse er sich aber noch. Damit beendet Wernicke seine persönliche Führung durch den Flughafen „Willy Brandt“, die gezeigt haben: Wenn jemand Ahnung hat von dem, worüber er spricht und entscheidet, dann der „Luftfahrtmensch“, dem seine Arbeit am Herzen liegt. Ob sie ihm fehlen wird? Auf diese Frage findet Klaus Wernicke nur wenig Worte: „Ja, definitiv.“

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Ident-Nr
Meldung
Datum
26.03.2021