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„Denkmale neu denken“

- Erschienen am 22.02.2021 - Presemitteilung Meldung
20 Jahre „Haus Uckermark“ in Angermünde Museum und Touristeninformation © Ralf Gebuhr

Baudenkmale sind identitätsstiftend. Sie stehen für eine Geschichte. Über diese hinaus sollen sie aber auch im Heute bestehen. Eine Kita in einem ehemaligen „Knast“, eine Ideenschmiede für Gründerinnen und ein Altstadt-Makel, der zur Museums-Perle wurde, zeigen, wie das aussehen kann.

Naturdenkmale, die den gleichen Status haben wie der Yellowstone Nationalpark, Bodendenkmale aus der Zeit der Neanderthaler bis hin zu Fluchttunneln aus der DDR sowie alte und geschichtsträchtige Baudenkmale – Brandenburg ist ein besonderes Land, wenn es um Geschichte und Identität geht. Allein rund 14.000 Baudenkmale sind schon verzeichnet. Diese zu erhalten, zu pflegen und aufleben zu lassen kostet Geld.

Im letzten Jahr wurden 40 Millionen Euro für die Sicherung und Sanierung von Denkmalen bewilligt, 27 davon aus dem Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung (MIL). Das zentrale Programm, mit dem das MIL zusammen mit dem Bund Baudenkmale fördert, heißt „Lebendige Zentren“. „Genau darum geht es“, erklärt Bauminister Guido Beermann. „Brandenburgische Städte haben ein reiches bauliches Erbe, das aber noch oft der Bewahrung und Belebung bedarf. Für diese Aufgabe wünsche ich mir viel Beteiligung und Begeisterung.“

Von einer Haftanstalt zum Zentrum gesellschaftlichen Lebens

Nur wenige Meter vom Karl-Liebknecht-Denkmal in der historischen Altstadt Luckau entfernt befindet sich ein herausragendes Projekt, das beispielhaft ist für die Wiederbelebung einer denkmalgeschützten Quartiers: eine ehemalige Haftanstalt, die nachweislich 250 Jahre als Gefängnis genutzt wurde. Liebknecht selbst war dort während des Zweiten Weltkriegs Gefangener. In der Erinnerungskultur wird immer wieder auf die Bedeutung von historischen Orten hingewiesen. Deshalb findet diese Geschichte – in Form von einer original erhaltenden Gefängniszelle – ihren Platz im Niederlausitzmuseum, welches in den Gebäudekomplex eingezogen ist. Aber nicht nur das Museum und das Landkreisarchiv finden hier ihren Platz.

„Nein, man merkt nicht, dass wir in einem ehemaligen Gefängnis sind“, lacht Anke Kullick. Sie leitet die Kita, die im Gebäudekomplex untergebracht ist und muss gerade in Corona-Zeiten vieles organisieren. „Ich glaube nicht, dass es einen lebendigeren Ort geben kann als eine Kita. Deshalb ist die Kombination, etwas Altes mit etwas Neuem wie der Zukunft der Kinder zusammenzulegen, irgendwie etwas Besonderes.“ In der Kita, genau wie im ebenfalls im Gebäude untergebrachten Indoor-Spielplatz, hört man Kinderlachen. Und auch die zusätzlich vom MIL geförderten Wohneinheiten stehen für die Rückkehr der ehemaligen Haftanstalt in die Gesellschaft und das Stadtleben.

 Vom „Lost Place“ zum Anlaufpunkt für Touristen

 Das „Haus Uckermark“. Es liegt direkt am Markt mitten in der Angermünder Innenstadt – das Ensemble steht dort schon seit den 1690er Jahren. In seiner über 300jährigen Geschichte war das Haus immer an das Leben in der Stadt gebunden, als Gasthaus und später auch als Kino. Die letzten 20 Jahre allerdings nicht, da stand es leer, wurde zum „Lost Place“ mitten in der Innenstadt. Doch als die Angermünder einen neuen Standort für das Museum suchten, erinnerten sie sich an das alte ‘Haus Uckermark‘ im Herzen der Stadt. Und neben dem Museum sollte dann auch gleich die Touristen-Information mit dazu.

Mitte 2020 stand das Ensemble, erstrahlte in neuem Glanz. „Leider noch ohne das erhoffte Leben, wie wir alle wissen“, sagt Museumsleiter Ralf Gebuhr. Vieles wartet daher noch ungesehen auf Gäste: von literarischen Hinterlassenschaften aus der Uckermark bis hin zu archäologischen Objekten reicht das Spektrum der Ausstellung, die mit Hilfe eines modernen und originellen Konzeptes präsentiert wird. „Wir haben alle wesentlichen Ansprüche an ein modernes Museum berücksichtigt“, sagt Gebuhr. Dazu gehören Räume für Sonderausstellungen, Möglichkeiten für die museumspädagogische Arbeit, ein modernes Depot für die Sammlung, eine Bibliothek für Forschungen sowie ein Veranstaltungsraum, in dem es neben interessanten Vorträgen auch Clubkino und Diskussionsabende geben wird.

Zusammen mit dem städtischen Eigenanteil sind 4,7 Millionen aus dem MIL in das Vorhaben geflossen. „Nun warten wir voller Sehnsucht auf das Ende der Pandemie-Maßnahmen und auf unsere Gäste. Aus Gesprächen wissen wir, wie neugierig viele auf das neue Haus sind, für das sie sich seit Jahren engagiert haben.“

Vom denkmalgeschützten Klassenzimmer zur Ideenschmiede für Gründerinnen

Viele Hennigsdorfer erinnern sich gern an ihre Schulzeit im Gebäude des ehemaligen Alexander-S.-Puschkin-Gymnasiums, in dem Schülerinnen und Schüler bis vor 15 Jahren ihr Abitur machten. Seither steht es leer. Diese Erinnerungen sind es jedoch nicht, die das ehemalige Gymnasium zu einem denkmalgeschützten Gebäude machen. Seine Geschichte geht zurück ins Jahr 1926. Es war eines der ersten Reformrealgymnasien, auf die erstmals Mädchen und Jungen gemeinsam gehen konnten. Neben sogenannten Trinkbrunnen und einer integrierten Sporthalle unter dem Dach gibt es viele Details, die den Bau besonders machen.

„Wir orientieren uns am ursprünglichen Entstehungszeitpunkt, vom Farbkonzept bis hin zur denkmalgerechten Aufarbeitung der zahlreichen markanten Gestaltungselemente im Inneren und Äußeren des Gebäudes “, sagt Birgit Tornow-Wendland, die das Projekt für die KBI GmbH leitet. „Es geht aber nicht nur um das Gebäude an sich. Es war ein Ort der Bildung und Kreativität und das soll er wieder werden, denn die Identifikation der Hennigsdorfer ist groß.“ Das Konzept dafür ist einzigartig und zukunftsweisend. Im sogenannten KreativWerk I und II sollen sowohl ein Zentrum für Gründerinnen und Kleinstunternehmen entstehen als auch eine Ideenschmiede für die Biotech-Branche, um die wissenschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung des Life-Science-Stand­ortes Hennigsdorf weiter voranzubringen.

Innerhalb des Baus wird eine Arbeitswelt 4.0 entstehen: mit Podcast-Zellen, Gruppen- und Einzelarbeitsplätzen, mit Co-Working Bereichen und Mehrzweck- und Konferenzräumen, 3D-Druck und Virtual Reality-Möglichkeiten im zukünftigen Makerspace und vielem mehr. „Das wird eine richtig kreative Atmosphäre, in der Gründende eine günstige Möglichkeit finden, ihr Unternehmen aufzubauen oder weiter zu entwickeln – das Konzept trägt der gesellschaftlichen Entwicklung Rechnung, dass auch immer mehr Frauen ein Unternehmen gründen “, sagt Tornow-Wendland. 2022 wird das Projekt fertig sein. Es gibt jetzt schon eine lange Interessenten-Liste. 

 „Beispiele wie diese zeigen, warum Denkmalschutz und Denkmalpflege zu den wesentlichen Bereichen der Stadtentwicklung gehören“, sagt Beermann. „Die Entwicklung der brandenburgischen Städte in den vergangenen 30 Jahren ist eine Erfolgsgeschichte. Das Erbe soll aber nicht nur bewahrt, sondern weiterentwickelt werden. Es geht oft darum, Denkmale neu zu denken und mit klugen Konzepten ins Heute zu bringen, um dabei einen Mehrwert für die Allgemeinheit zu schaffen. Dabei fokussieren wir uns noch stärker auf die Nutzungsvielfalt sowie auf die Profilierung der Innenstädte und auf Zukunftsthemen wie den Klimaschutz. Das ist eine Gemeinschaftsaufgabe, bei der meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Ministerium und ich die vielen beteiligten Akteure auch weiterhin gerne unterstützen – mit Begeisterung und mit Fördermitteln. Allein für die bisher im Rahmen des Programms Städtebaulicher Denkmalschutz unterstützten Gesamtmaßnahmen stehen im Programm ‘Lebendige Zentren‘ für 2020 bis 2024 mehr als 27 Millionen Euro Bundes- und Landesmittel zur Verfügung.“

Weitere Informationen, Zahlen und Fakten zur Denkmalpflege im Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung: https://mil.brandenburg.de/mil/de/presse/detail/~25-01-2021-40-millionen-euro-fuer-denkmale-in-brandenburg 

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Ident-Nr
Meldung
Datum
22.02.2021