Ablenkung und Fahrfehler sind größte Unfallgefahren
Pressemitteilung
- Erschienen amFachtagung berät über Unfallursachen durch Ablenkung – Kontrolldruck hoch
Oranienburg – Ablenkung und Unaufmerksamkeit sind häufige Ursache von Verkehrsunfällen. Verkehrsexperten aus Brandenburg und anderen Bundesländern suchten heute an der Fachhochschule der Polizei in Oranienburg auf einer gemeinsamen Fachtagung des Innenministeriums und des Infrastrukturministeriums nach Wegen zu mehr Sicherheit auf den Straßen. Im Mittelpunkt steht dabei in diesem Jahr das Thema „Ablenkung“. Das Innenministerium kündigte weitere Polizeikontrollen an.
Innenstaatssekretärin Katrin Lange: „Wer bei Tempo 50 nur zwei Sekunden abgelenkt wird, ist knapp 30 Meter im Blindflug unterwegs. Das kann schon für einen schlimmen Unfall reichen. Daher mein Appell: Im Straßenverkehr Hände weg vom Smartphone, dem Navi, der Zigarette oder was auch immer. Das gilt im Übrigen nicht nur für Fahrzeugführer. Auch die Fußgänger, die als Smombies unterwegs sind, gefährden sich und andere. Die Polizei wird den Kontrolldruck weiter hoch halten und Verstöße konsequent ahnden. Wir müssen bei der Verkehrssicherheitsarbeit alle Register ziehen, wenn wir die Unfallzahlen weiter senken wollen. Dazu dient auch die heutige Tagung.“
Verkehrsstaatssekretärin Ines Jesse: „Die Aufmerksamkeit im Straßenverkehr kann durch Assistenzsysteme erhöht werden. Insbesondere bei Auffahrunfällen, die sich in der vergangenen Zeit immer wieder auf unseren Autobahnen ereignet haben. LKW-Unfälle, oft mit tragischem Ausgang fallen hier besonders auf. Deshalb setzen wir uns auf Bundesebene intensiv dafür ein, dass der verpflichtende Einbau von nicht abschaltbaren Notbrems-und Abbiegeassistenzsystemen vorankommt. Das Thema Ablenkung steht aber auch im Mittelpunkt der Präventionsaktionen der Landesverkehrssicherheitskampagne und vielen anderen Projekten, mit denen wir für verantwortungsvolles Verhalten im Verkehr werben.“
In Brandenburg ereignet sich alle 6 Minuten ein Verkehrsunfall, alle 46 Minuten wird eine Person verletzt und fast jeden zweiten Tag stirbt ein Mensch im Straßenverkehr (2017 insgesamt: über 85.000 Verkehrsunfälle, 11.300 Verletzte, 148 Verkehrstote). Jeder zweite Autofahrer gab in einer repräsentativen Befragung des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR) an, durch Ablenkung schon einmal in eine brenzlige Situation geraten zu sein.
Nicht nur die Nutzung von Handys und Smartphones, auch das Einstellen des Navigationssystems während der Fahrt, das Bedienen des Radios, Trinken, Essen, Rauchen, heruntergefallene Gegenstände oder streitende Kinder im Auto führen dazu, dass sich Verkehrsteilnehmer nicht mehr auf den Straßenverkehr konzentrieren können. Bereits eine kurze Unaufmerksamkeit kann nicht nur zu gefährlichen Situationen oder riskanten Fahrmanövern, sondern auch zu schlimmen Unfällen führen.
Im Jahr 2009 nutzten nur rund 6 Millionen Menschen in Deutschland ein Smartphone, heute sind es bereits über 50 Millionen. Das Smartphone ist innerhalb nur eines Jahrzehnts von einem Nischenprodukt für Geschäftsleute zu einem vermeintlich unverzichtbaren Begleiter im Alltag fast aller Menschen geworden.
Auf der heutigen Tagung in Oranienburg diskutieren Experten, wie der häufig unterschätzten Unfallursache Ablenkung entgegengetreten werden kann. Fragen sind unter anderem: Wie funktionieren Wahrnehmung und Aufmerksamkeit im Straßenverkehr? Wie wirkt sich Ablenkung auf die Verkehrssicherheit aus? Wie können technische Systeme den Fahrer bei seinen Aufgaben entlasten? Was kann man tun, um die Verkehrssicherheit zu erhöhen und Unfälle zu reduzieren?