Zwischenbilanz des Verkehrssicherheitsprogramms 2024: Maßnahmen werden verstärkt
Pressemitteilung
- Erschienen amVerkehrsministerin Kathrin Schneider hat dem Kabinett in dieser Woche die Zwischenbilanz des Verkehrssicherheitsprogramms 2024 vorgelegt und die Ergebnisse heute vorgestellt. Auf Basis des Unfallberichts wurde eine Datenanalyse durchgeführt und Handlungsempfehlungen gegeben. Sie werden nun umgesetzt.
„Die Ergebnisse der Auswertung sind in einigen Bereichen erfreulich. Sie zeigen, dass die Präventionsarbeit und Kontrollen der Polizei, die Aktionen der Landesverkehrssicherheitskampagne, der Verkehrswachten und aller anderen Akteure wirksam sind. Einen wichtigen Beitrag leisten auch die straßenbaulichen Maßnahmen zur Entschärfung von Unfallschwerpunkten, wie beispielsweise durch den Bau von Kreisverkehren oder Querungshilfen. Die Bilanz zeigt aber auch, dass wir unsere Anstrengungen weiter verstärken müssen. Beispielsweise für die Generation 75+. In dieser Altersgruppe steigen die Unfallzahlen. Deshalb brauchen wir Konzepte, die Seniorinnen und Senioren helfen, sicherer im Verkehr unterwegs sein zu können. Der Straßenverkehr wird sicherer, wenn alle die Regeln beachten und sich verantwortungsvoll und aufmerksam verhalten, “ sagte Verkehrsministerin Kathrin Schneider.
Prof. Dr. Dietmar Sturzbecher, Direktor des Instituts für angewandte Familien-, Kindheits- und Jugendforschung an der Universität Potsdam (IFK e.V.) und Herausgeber des Bericht zum Unfallgeschehen im Land Brandenburg: „Mit dem wissenschaftlichen Gutachten haben wir das Verkehrssicherheitsprogramm analysiert. Wir haben Zusammenhänge zwischen verschiedenen Gruppen von Unfallbeteiligten, der Unfallschwere, der Ortslage – d. h. außerhalb von Ortschaften, innerorts oder auf Autobahnen – und weiteren Unfallmerkmalen untersucht. Auch die Unfallursachen wurden in Bezug zu den Altersgruppen ausgewertet. Im Ergebnis wird klar, wie das Verkehrssicherheitsprogramm weiterentwickelt und noch besser an die Zielgruppen angepasst werden muss und in welchen Gruppen neue Formen der Aufklärungs- und Präventionsarbeit erforderlich sind.“
Das „Integrierte Verkehrssicherheitsprogramm für das Land Brandenburg“ wurde im Jahr 2014 mit dem Zielhorizont 2024 verabschiedet. In dem Programm bekennt sich das Land Brandenburg klar zum Leitbild der „Vision Zero“. Um dieses Ziel langfristig zu erreichen, wurden zwei konkrete Leitziele gesetzt: Ausgehend vom Jahr 2012 soll bis zum Jahr 2024 die Zahl der durch Unfälle Getöteten um 40 Prozent und die Zahl der Schwerverletzten um 50 Prozent reduziert werden. Als zusätzliches Ziel ist im Verkehrssicherheitsprogramm des Landes Brandenburg festgelegt, die Anzahl der Unfälle mit Personenschaden durch unangepasste Geschwindigkeit sowie unter Einfluss von Alkohol und Drogen um 50 Prozent zu reduzieren.
Präventionsmaßnahmen verstärken – Zielgruppen ansprechen
Aufklärungsaktionen sind seit Beginn der 90er Jahre ein wichtiger Bestandteil der Verkehrssicherheitsarbeit im Land. Sie haben mit dazu beigetragen, dass beispielsweise die Zahl der Getöteten um 84 Prozent gesenkt werden konnte. Die Präventionsarbeit wird in den kommenden Jahren fortgesetzt und weiterentwickelt.
Im Rahmen der Verkehrssicherheitskampagne „Lieber sicher. Lieber leben.“ werden Aktionen für alle Altersgruppen durchgeführt. Etwa 35.000 Kinder haben die etwa 300 Theateraufführungen zur Verkehrserziehung gesehen. Plakataktionen zu den Themen Komasaufen und Aufmerksamkeit im Verkehr wurden durchgeführt. Innerhalb von 20 Jahren wurden in Kooperation mit der Filmuniversität Babelsberg und der Stiftung MAPFRE Fundaciòn 14 Kinospots produziert.
Für Jugendliche zwischen 16 und 25 Jahren gibt es das Fifty-Fifty-Taxi. Die Allgemeine Ortskrankenkasse und das Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung stellen dafür 125.000 Euro pro Jahr bereit. Die Jugendlichen können auf diese Weise an Wochenenden zum halben Preis mit dem Taxi nachhause fahren. https://www.fifty-fifty-taxi.de/
Die Maßnahmen für jugendliche Fahranfänger wirken. 2014 wurde das „Begleitete Fahren ab 17“ eingeführt. Die Unfälle sind seitdem in dieser Altersgruppe zurückgegangen. Gestiegen sind dagegen die Zahl der Unfälle der Generation 75 +: Von 2012 bis 2018 um 68 Prozent. Für diese Altersgruppe wird ein eigenes Präventionsprogramm entwickelt.
Informationen zu aktuellen Unfallhäufungsstellen liefert die Internetseite https://regioprotectbrandenburg.de/. Autofahrerinnen und Autofahrer können sich auf einer interaktiven Karte und mit Filmen die Unfallhäufungsstellen in ihrer Region ansehen bzw. auf ihren Routen durch Brandenburg. Neu ist die App „Regio-Protect 2 Go“, die mit akustischen und visuellen Signalen auf dem Mobiltelefon warnt, wenn sich das eigene Fahrzeug einer Unfallhäufungsstelle nähert.
Im Fonds für Maßnahmen der Verkehrssicherheit der Ministerien für Inneres sowie Infrastruktur stehen jährlich 500.000 Euro zur Verfügung. Er wurde 2015 erstmals eingerichtet und steht unter anderem für die Beseitigung von Unfallhäufungsstellen bereit. Außerdem wurde die Ausstattung der Unfallkommission mit Messgeräten verbessert, Broschüren zur Fahrradsicherheit Jugendlicher (BMX-Heroes) und die Entwicklung der App „Regio-Protect 2 Go“ finanziert. Unterstützt wurde auch die Anschaffung von Fahrzeugen für die Ortsverkehrswachten. Auch die Polizei und Verkehrsverbände führen vielfältige Aktionen zur Verkehrssicherheit durch.
Straßeninfrastruktur verbessern
Mit straßenbaulichen Maßnahmen kann für die Verkehrssicherheit viel erreicht werden. Der Bau von Querungshilfen beispielsweise ist fester Bestandteil des 100- Millionen-Euro- Programms für den Ausbau von Ortsdurchfahrten. In der Regel werden auch Geh- und Radwege erneuert. Dadurch wird die Verkehrssicherheit für alle erhöht. Die Errichtung von Kreisverkehren und Schutzplanken an Bundes- und Landesstraßen tragen ebenfalls dazu bei, die Verkehrssicherheit auf den Straßen erhöhen. Insbesondere Motorradfahrerinnen und Motorradfahrer werden mit Rüttelstreifen auf gefährliche Straßensituationen aufmerksam gemacht.
Radwege bauen
Radfahrerinnen und Radfahrer sollen auf den Straßen überall sicher unterwegs sein können. Deshalb wurden in den Jahren 2015-18 vom Landesbetrieb Straßenwesen 33 Millionen Euro für Neubau und Erhaltung von Radwegen an Bundes- und Landesstraßen eingesetzt. In diesem Jahr werden weitere 12 Millionen Euro dafür aufgewendet. (Summe 2015-2019: 45 Millionen Euro) An 11 Streckenabschnitten auf Bundes- und Landesstraßen wird an neuen Radwegen gebaut. Für die bauliche Verbesserung der Schul- und Spielwege in den Kommunen wurden seit 2014 für 44 Maßnahmen 2,2 Millionen Euro Fördermittel bewilligt.
Regeln überprüfen und Einhaltung kontrollieren
Überhöhte Geschwindigkeit ist seit Jahren die Unfallursache Nummer 1. Beispielsweise sind die Unfallzahlen auf der Autobahn A 13 in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Auf Empfehlung der Autobahnunfallkommission des Landes wird deshalb im dritten Quartal ein Tempolimit von 130 km/h und ein LKW-Überholverbot auf der A 13 zwischen dem Kreuz Schönefeld und dem Dreieck Spreewald eingeführt.
Die Polizei hat ihre Kontrollen im vergangenen Jahr verstärkt. 2018 stiegen die festgestellten Geschwindigkeitsverstöße um fast 15 Prozent auf 1,83 Millionen (2017: 1,60 Millionen). Die Zahl der Fahrten unter Drogen erhöhte sich um 595 von 1.815 im Jahr 2017 auf 2.410 im vergangenen Jahr.
Auch Unfälle, die sich unter dem Einfluss von Alkohol und Drogen ereignet haben, stehen ganz oben auf der Liste der Unfallursachen. Erfreulich ist, dass zwischen den Jahren 2012 (94) und 2018 (30) die Zahl der Unfälle von alkoholisierten Jugendlichen (16-24) um etwa 38 Prozent zurückgegangen ist. Allerdings stieg die Zahl unter den Erwachsenen (25-64) von 351 (2012) auf 377 (2018) um etwa 7 Prozent. Vor diesem Hintergrund wird das Land auf Bundesebene weiter für die Einführung einer Null-Promillegrenze werben.
Hintergrund
Seit Anfang der 1990er Jahre ist eine überwiegend positive Entwicklung der Unfallzahlen in Brandenburg zu verzeichnen. Die Zahl der Verkehrsunfälle mit Getöteten sank von 1992 (876) bis 2018 (143) um 84 Prozent. (Rückgang 2012 bis 2018 etwa 14 Prozent). Die Zahl der Verletzten ist von 1992 (19359) bis 2018 (11660) um etwa 60 Prozent gesunken. Allerdings ist die Zahl der Schwerverletzten in den Jahren 2012 (2474) bis 2018 (2721) um 10 Prozent gestiegen.
Weiterführende Informationen:
http://netzwerk-verkehrssicherheit.de/bmxh1/
http://www.regio-protect-brandenburg.de/
http://www.liebersicher.de/start/
https://polizei.brandenburg.de/liste/rund-um-den-strassenverkehr/416317
http://www.landesverkehrswacht-brandenburg.de/home/aktuelles.html
Unfallbilanz 2018:
https://mik.brandenburg.de/media_fast/4055/PK_Unfall_Praesentation_auf_der_PK.pdf
Integriertes Verkehrssicherheitsprogramm für das Land Brandenburg - Zielhorizont 2024
https://mil.brandenburg.de/cms/detail.php/bb1.c.366015.de/bbo_products_list_product%20)