„Meine Stadt der Zukunft“: Fachjury kürt Brandenburger Modellstädte
- Erschienen am - PresemitteilungIm Rahmen einer digitalen Pressekonferenz gab Brandenburgs Infrastrukturminister Guido Beermann heute die Städte bekannt, die sich mit ihren Bewerbungen als Modellvorhaben der Landesinitiative „Meine Stadt der Zukunft“ durchgesetzt haben. Die Wahl der Fachjury ist auf Bad Belzig, Cottbus, Eberswalde, Großräschen, Herzberg (Elster), Neuruppin, Perleberg und Wittenberge mit einer gemeinsamen Bewerbung sowie Zossen gefallen.
Guido Beermann: „Ich gratuliere den ausgewählten Städten. Sie spiegeln die Vielfalt der Brandenburger Städtelandschaft wider und wollen zeigen, wie innovative Lösungen für die Aufgaben der Zukunft aussehen können. Wie alle Kommunen im Land stehen sie vor großen Herausforderungen in den Bereichen Klimaschutz, Mobilitätswende, Innenstadt- und Quartiersentwicklung und Digitalisierung. Gemeinsam mit ihrer Stadtgesellschaft und mit unserer Unterstützung können die Städte nun mit ihren Planungen für die Stadtentwicklung durchstarten. Ich bin mir sicher, dass sie dabei die Aufmerksamkeit anderer Städte auf sich ziehen und Beispielgeber für Zukunftsprojekte in der Stadtentwicklung sein werden.“
Die Auswahl aus insgesamt 17 Städten wurden von einer unabhängigen Jury mit erfahrenen Expertinnen und Experten aus verschiedenen Disziplinen unter dem Vorsitz von Prof. Martin zur Nedden, ehemaliger Wissenschaftlicher Direktor und Geschäftsführer des Deutschen Instituts für Urbanistik, getroffen. Wichtige Kriterien waren dabei die Zukunftsfähigkeit und der Innovationsgehalt der Konzepte, die Qualität des integrierten Ansatzes sowie die Umsetzungsorientierung. Ein besonderer Fokus lag zudem auf dem Aspekt der Teilhabe der Stadtgesellschaft. In den Modellstädten werden Beteiligungsformen für alle Generationen organisiert und Konzepte erarbeitet, um eine von der Stadtgesellschaft gemeinsam getragene Marschroute in die Zukunft zu abzustecken.
Prof. Martin zur Nedden, Vorsitzender der Jury: „Die Initiative ‚Meine Stadt der Zukunft‘ wird wichtige und vielfältige Erkenntnisse liefern für eine erfolgreiche Bewältigung der aktuellen Herausforderungen vor die sich die Städte und Gemeinden gestellt sehen und die durch die Corona-Pandemie noch einmal verstärkt worden sind. Alle Wettbewerbsbeiträge sind von hoher Qualität, so dass uns als Jury die Entscheidung erfreulicherweise sehr schwer gemacht wurde. Der Erfahrungstransfer in allen Städte und Gemeinden Brandenburgs bietet die Chance der Teilnahme in den nächsten Phasen der Initiative und unterstützt sie bei ihrer Arbeit. Damit setzt auch die Initiative selbst Maßstäbe als innovatives Konzeptformat.“
Modellvorhaben der Landesinitiative „Meine Stadt der Zukunft“
- Bad Belzig – „Smart City Bad Belzig 2030“ Neben der etablierten Online-Beteiligung, verschiedenen Workshops, Zukunftswerkstätten und World-Cafés werden drei Arbeitsgruppen zu den gewählten Zukunftsthemen „zukunftsfähige Quartiere“, „vitale Innenstadt“ und „lokale Mobilität“ gegründet. Sie werden im Rahmen von Design-Thinking-Workshops Ideen entwickeln und über die Online-Plattform zur Diskussion stellen. Im Fokus steht dabei die Formulierung von Grundsätzen und Leitlinien, die bei der Entwicklung neuer Wohnquartiere angewendet werden: die Quartiere werden smart und klimaneutral. Ebenfalls diskutiert wird die Zukunft der Innenstadt, die durch die Corona-Pandemie spürbar leidet. Den „Link“ zwischen Wohnquartieren und Innenstadt stellt die künftige Gestaltung der Nahmobilität her – auch hier werden innovative Lösungsansätze debattiert. Die parallel in Bearbeitung befindliche Digitalisierungsstrategie wird die Erkenntnisse der Beteiligungsprozesse aus „Meine Stadt der Zukunft“ reflektieren und aufnehmen.
- Cottbus – „Meine Modell-Stadt der Zukunft. Bauen, Teilen, Diskutieren – Spielerisch die Zukunft gestalten“: Die Stadt Cottbus will die neue Dynamik, die sich aus dem Strukturwandel der Lausitz ergibt, nutzen und das Thema „zukunftsfähige Quartiere“ sowie die Querschnittsthemen „digitale Transformation“ und „Gemeinwohl/Zusammenhalt“ angehen. Im Fokus steht dabei die Stadtentwicklung mit Kindern und Jugendlichen verknüpft mit der Idee von Computerspielen (Gamification). Mit Hilfe eines „virtuellen Legos“ sollen Zukunftsideen in Echtzeit gebaut und dreidimensional dargestellt werden. In BarCamps werden diese Ideen diskutiert, verändert, verfeinert, um auf spielerische Weise die demokratischen Entscheidungsprozesse zu erproben. Die Ergebnisse werden anschließend durch die Kinder- und Jugendkonferenz legitimiert und den politischen Gremien sowie der Öffentlichkeit vorgestellt.
- Eberswalde – „EW 2035 | Meine Stadt“: Die Vorhaben der Stadt Eberswalde befassen sich mit den Themen „zukunftsfähige Quartiere“, „Wärmewende“, „lokale Energiewende“, „lokale Mobilität“ sowie den Querschnittsthemen „digitale Transformation“ und „Klimawandel“. Eine zentrale Rolle soll hierbei die Entwicklungsfläche im Bahnhofsumfeld spielen, unter anderem mit der Vision eines klimaneutralen, „smarten“ Quartiers. Geplant ist die Bildung eines Bürgerrates – eine Beteiligungsform, die bislang in Brandenburg wenig erprobt ist und daher wertvolle Erkenntnisse für Stadtentwicklung erwarten lässt. Über eine digitale Beteiligungs- und Konsultationsplattform werden neue Formen der Information und insbesondere der Teilhabe ausprobiert.
- Großräschen – „Auf zu neuen Ufern – Die Seestadt Großräschen vernetzt ihre Qualitäten“: Die Stadt Großräschen will über ihre gewählten Themen „lokale Mobilität“ und „lokale Energiewende“ sowie den Querschnittsthemen „Gemeinwohl“, „Klimaschutz“ und „digitale Transformation“ mit zahlreichen Beteiligten diskutieren. Im Zentrum werden unter anderem Lösungen zur Verstärkung der Kooperation Großräschen-Altdöbern, eine stärkere räumliche Vernetzung der beiden Kommunen und die künftige Gestaltung des öffentlichen Raumes stehen. Mit dem Ziel der Entwicklung eines gemeinsamen Leitbildes streben Großräschen und Altdöbern die Durchführung eines Charrette-Verfahrens an, das sich aus verschiedenen Veranstaltungen, offenen Diskussionen und thematischen Arbeitsgruppen zusammensetzen soll.
- Herzberg (Elster) – Radeln in die Zukunft#Villa“: Die Stadt Herzberg nimmt mit ihren Vorhaben das Zukunftsthema „lokale Mobilität“ sowie die Querschnittsthemen „Gemeinwohl“ und „Klimawandel“ in den Blick. Ziel ist, die Menschen über eine gute Infrastruktur zum Umstieg auf umweltfreundliche Mobilitätsformen zu motivieren. Dabei soll ein Planungskonzept für die Fuß- und Radwege entstehen, das die klassischen Planungspfade verlässt. Mit vielfältigen Beteiligungsmöglichkeiten wie einem generationenübergreifenden Rat, verschiedenen Veranstaltungen, Workshops, vielen Aktivitäten rund um das Rad und einer Fahrrad-Sternfahrt aus den Ortsteilen in die Innenstadt werden neue Impulse für die zukunftsfähige Mobilität entstehen. Die Zukunft#Villa – ein großes Gebäude aus der Gründerzeit am Rand der historischen Altstadt gelegen – soll zum zentralen Ort der Beteiligung ausgebaut werden.
- Neuruppin – „Gemeinsam. Innovativ. Gerecht.“: Die Stadt Neuruppin hat sich mit ihrem Vorhaben die Themen „vitale Innenstadt“ und „Mobilität“ sowie das Querschnittsthema „Klimawandel“ auf die Agenda gesetzt. Dabei will sie über die Aufteilung und die Nutzung des öffentlichen Raumes mit der Stadtgesellschaft diskutieren und hierzu in einem ersten Schritt eine Ideensammlung starten, die mit digitalen Werkzeugen und analogen Werkstätten erfolgt. Ein Nachhaltigkeitsbeirat aus Fachleuten, Politik, Verwaltung und Gesellschaft wird installiert. Aus dieser Phase wird ein Leitbild für die Mobilität der Zukunft entwickelt und in einem dritten Schritt mit Projekten untersetzt.
- Perleberg und Wittenberge – „Zwei Städte – ein Weg zur neuen Mitte“: Die beiden Städte Perleberg und Wittenberge wollen gemeinsam mit dem Schwerpunkt „vitale Innenstadt“ sowie den Querschnittsthemen „digitale Transformation“ und „Gemeinwohl“ ihren Weg in die Zukunft gehen. Die Innenstädte stehen – verstärkt durch die Corona-Pandemie – vor großen Herausforderungen und Veränderungen. Hier muss der Funktionswandel vom Handelsort zu einem lebendigen Begegnungsort gelingen. Wie dieser Funktionswandel gelingen kann, wollen Politik und Verwaltung mit der Stadtgesellschaft diskutieren.. Neue Beteiligungsmodelle sollen erprobt, die Stadtgesellschaft bereits in der Phase der Zielfindung eingebunden und Begegnungsorte geschaffen werden. Darüber hinaus sollen unter anderem neue Formate ausprobiert werden, z. B. Barcamps, digitale Umfragetools speziell für die Beteiligung von Jugendlichen.
- Zossen – „Zukunft Zossen“: Die Stadt Zossen will im Rahmen der Zukunftsthemen „moderne Quartiere“ und „lokale Mobilität“ sowie dem Querschnittsthema „Gemeinwohl“ eine Mobilitätsstrategie erarbeiten. Neben dem Blick auf die Gesamtstadt werden auch drei Wohnquartiere in den Fokus genommen. Hier sollen modellhaft zukunftsfähige Mobilitätskonzepte erprobt werden und klimaneutrale Gebäude entstehen. Ergänzend soll mit einer Gemeinwohlbilanz soll ein umfassender Diskussionsprozess einhergehen. Unterstützt wird die Diskussion der Stadtgesellschaft durch digitale Tools. Durch die Nutzung der App „PlaceM“ sollen insbesondere Kinder und Jugendliche aktiviert werden.
Für ihre Vorhaben erhalten die ausgewählten Städte in den Jahren 2021 und 2022 einen Landeszuschuss in Höhe von jeweils bis zu 90.000 Euro. Die Mittel sind zweckgebunden und können für die Beauftragung Dritter und für Sachkosten eingesetzt werden. Der kommunale Eigenanteil beträgt 20 Prozent der zuschussfähigen Gesamtkosten.
Die Landesinitiative „Meine Stadt der Zukunft“ umfasst neben den Modellvorhaben einen Wissenstransfer für alle Städte des Landes. Das Expertenwissen und die Arbeitsergebnisse aus den Modellstädten werden in verschiedene Fachkonferenzen und spezifischen Workshops weitergegeben: Die erste Fachkonferenz wird am 21. April 2021 zum Thema „Digitale Transformation“ stattfinden. Die Veranstaltungen sollen bis Ende 2022 die gesamte Bandbreite der Zukunftsthemen veranschaulichen.
Hintergrund: Mitglieder der Fachjury
- Vorsitzender: Prof. Martin zur Nedden, ehemaliger Wissenschaftlicher Direktor und Geschäftsführer des Deutschen Instituts für Urbanistik, Honorarprofessor für Stadtentwicklung und Regionalplanung an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur in Leipzig
- Prof. Dr. Silke Weidner, Leiterin des Fachgebiets Stadtmanagement an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg
- Janna Lenke, Referentin für Bauen, Verkehr, Planung und Umwelt bei Städte- und Gemeindebund Brandenburg
- Prof. Dr. Peter Dehne, Professor für Planungs- und Baurecht im Fachbereich Landschaftswissenschaften und Geomatik der Hochschule Neubrandenbur
- Prof. Dr.-Ing. Michael Prytula, Studiengangsleiter Urbane Zukunft an der Fachhochschule Potsdam, Forschungsprofessor Ressourcenoptimiertes und klimaangepasstes Bauen
Weitere Informationen zur Landesinitiative „Meine Stadt der Zukunft“ finden Sie unter: