Klimabündnis Stadtentwicklung prämiert Brandenburgs beste Konzepte für klimagerechte Quartiersentwicklung
- Erschienen am - PresemitteilungPotsdam – Mit dem Landeswettbewerb „Vision CO2-neutrales Quartier“ will das Klimabündnis Stadtentwicklung die Brandenburger Kommunen, Energieversorger, Wohnungsunternehmen und weitere Akteure ermutigen, Visionen und Projekte des integrierten klimagerechten Planens und Bauens umzusetzen. Heute haben Staatssekretär Rainer Genilke, Thoralf Uebach vom Verband kommunaler Unternehmen e. V., Landesgruppe Berlin-Brandenburg (VKU) und Maren Kern vom BBU Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen e. V. die drei Gewinnervorhaben aus Strausberg, Frankfurt (Oder) und Potsdam geehrt.
Rainer Genilke, Staatssekretär für Infrastruktur und Landesplanung: „Brandenburg hat sich zum Ziel gesetzt, bis spätestens zum Jahr 2045 klimaneutral zu werden. Das ist sehr ambitioniert und kann nur erreicht werden, wenn wir unsere Städte und Gemeinden mit ins Boot holen. Wärme, Strom und Mobilität müssen stärker als bisher miteinander verknüpft und diese Sektoren auf erneuerbare Energien umgestellt werden. Die Energiewende kann nur gelingen, wenn sie vor Ort durch dezentrale Projekte umgesetzt wird. Städtebau, Stadtentwicklung, Sanierung und der städtebauliche Denkmalschutz bergen ein riesiges Potenzial für den Klimaschutz und die Klimafolgenanpassung. Dieses Potenzial wollen wir mit unserem ‚Klimabündnis Stadtentwicklung‘ heben. Der Wettbewerb ,Vision CO2-neutrales Quartier‘ soll dieses Ziel noch mehr ins öffentliche Bewusstsein rufen. Dass in vielen Kommunen hier bereits hervorragende Arbeit geleistet wird, zeigen uns eindrucksvoll die diesjährigen Wettbewerbsbeiträge.“
Thoralf Uebach, stellvertretender Vorsitzender der VKU-Landesgruppe Berlin-Brandenburg: „Die kommunalen Unternehmen in Brandenburg sind unverzichtbarer Partner für die Wärmewende. Mit der heutigen Prämierung der Preisträger des Wettbewerbs ‚Vision CO2-neutrales Quartier’ konnten beispielgebende, sich in Umsetzung befindende Praxisbeispiele und Ansätze aus Brandenburg sichtbarer gemacht werden. Es freut mich sehr, dass mit den Stadtwerken Frankfurt (Oder), Strausberg und der EWP Potsdam gleich drei innovative kommunale Unternehmen gemeinsam mit ihren Partnern – etwa aus der Wohnungswirtschaft – überzeugen konnten. Solche Kooperationen sind unabdingbar um einerseits wirtschaftliche Potenziale zu erschließen und andererseits den Klimaschutz vor Ort voranzutreiben.“
Maren Kern, Vorständin BBU: „Wir müssen jetzt beherzt und mutig handeln. Schon seit Jahren plädiert der BBU nachdrücklich dafür, Klimaschutz und Energiewende pragmatisch zu forcieren. Visionen und Ideen dafür gibt es reichlich, entscheidend ist aber die praktische Umsetzung. Die durch den schrecklichen russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ausgelöste Zeitenwende vergrößert den Handlungsdruck zusätzlich. Um in dieser Gemengelage erfolgreich voranzukommen, müssen, erstens, die wichtigen Partner beim Klimaschutz effizient und vertrauensvoll zusammenarbeiten. Notwendig sind aber auch, zweitens, positive Beispiele und Erfahrungen als Grundlage einer empathischen Kommunikation. Genau deshalb waren und sind die Gründung des Klimabündnisses Anfang 2022, die Auslobung dieses Wettbewerbs und die jetzt prämierten Projekte von so großer Bedeutung für weitere Klimaerfolge im Land Brandenburg.“
Mit dem Preis „Vision CO2-neutrales Quartier“ würdigt das Klimabündnis Stadtentwicklung einerseits die engagierten Akteure vor Ort für ihre erfolgreiche und innovative Arbeit. Andererseits steht das Bündnis den Preisträgerinnen und Preisträgern mit seiner Beratungsstelle „Klimagerechte Kommune“ bei deren noch umzusetzenden Projekten mit fachlicher Begleitung und Unterstützung zur Seite.
Der Wettbewerb richtete sich an Kommunen, Energieversorger, Wohnungsunternehmen und weitere öffentliche Einrichtungen und Träger. Prämiert wurden sowohl umsetzungsorientierte Konzeptionen als auch konkrete bauliche Maßnahmen, die gerade umgesetzt werden oder bereits umgesetzt sind. Dabei sollten die eingereichten Vorhaben über einzelne Gebäude hinausgehen und verschiedene Handlungsfelder einer klimagerechten Stadt- und Quartiersentwicklung wie CO2-Einsparung, Energieeffizienz oder die Einbindung erneuerbarer Energien zur Dekarbonisierung kombinieren. Auch andere Ziele wie Bezahlbarkeit und Sozialverträglichkeit und Baukultur sollten Beachtung finden. Außerdem wurde Wert darauf gelegt, dass die Projekte in einer Kooperation mehrerer lokaler Akteure realisiert werden. Bewertet und ausgewählt wurden die eingereichten Beiträge von einer Fachjury, bestehend aus den Partnern des „Klimabündnis Stadtentwicklung“ sowie weiteren externen Expertinnen und Experten. Die drei gleichwertigen Preise gingen an die folgenden Projekte:
Quartier am Märchenwald: ein CO2-neutrales Zukunftsmodell, Strausberg
Im Strausberger „Quartier am Märchenwald“ entstehen bis zum Sommer 2023 vier energieeffiziente Neubauten („Stadtvillen“) mit 77 Wohnungen und einer Gewerbeeinheit. Realisiert wird das kleine Neubauquartier von der Wohnungsbaugenossenschaft „Aufbau“ Strausberg eG zusammen mit den Stadtwerken Strausberg. Die Neubauten wurden mit einem hohen energetischen Standard mit hochwärmegedämmten Fassaden, Abluftanlagen mit Wärmerückgewinnung, Wärmeschutzverglasung und Sonnenschutzelementen sowie 83 Tiefgaragenstellplätzen mit E-Ladeinfrastruktur erbaut. Zur Deckung des Wärme- und Strombedarfs wurde ein CO2- neutrales Energiekonzept entwickelt: Erdsonden und Gebäudeabwärme liefern die für die Sole-Wärmepumpen notwendige Energie für die Erzeugung von Heizwärme und Warmwasser. Photovoltaik-Anlagen stellen den Strom für die Wärmepumpe und den Strombedarf der Mieterinnen und Mieter bereit. Durch den hohen Anteil an erneuerbaren Energien sind die Betriebskosten langfristig günstig und kalkulierbar.
Energetisches Quartierskonzept „Nördliche Hafenstraße“, Frankfurt (Oder)
Im Rahmen der Entwicklung des Teilabschnitts „Nördliche Hafenstraße“ des größeren Neubauquartiers „Lebuser Vorstadt“ wurde in Frankfurt (Oder) ein energetisches Quartierskonzept für die Wärmeversorgung, Stromerzeugung und Elektromobilität entwickelt. Die gesamte Entwicklung verbindet hochwertiges Wohnraumangebot, touristische Angebote (z. B. Marina) und gewerbliche Nutzungen im Bereich der nördlichen Innenstadt. Das Energiekonzept sieht vor, die geplanten Gebäude des hochverdichteten Neubauquartiers (12 sechsgeschossige Wohngebäude, ein achtgeschossiges Gewerbegebäude, drei Quartiersgaragen) gemäß KfW 40+ NH Standard umzusetzen und Dachflächen mit Solaranlagen auszustatten. Für die Wärmeversorgung sind eine oberflächennahe Geothermie, die Errichtung einer Energiezentrale mit Wärmepumpenanlage und der Anschluss an das Fernwärmenetz sowie ein Niedertemperatur-Nahwärmenetz geplant. Parallel erarbeiten die Stadtwerke einen Transformationsplan für das Fernwärmenetz mit dem Ziel einer klimaneutralen Fernwärmeversorgung.
Integrierte Quartiersentwicklung Am Schlaatz, Potsdam
Die Großsiedlung „Am Schlaatz“ soll sozialverträglich und nachhaltig weiterentwickelt werden. Mit einer umfassenden Beteiligung aller Akteure sowie Bewohnerinnen und Bewohner wurde das integrierte Entwicklungskonzept „Schlaatz_2030“ erstellt und die Kooperationsvereinbarung „Bündnis Am Schlaatz“ geschlossen. Im Anschluss wurde in den Jahren 2021 und 2022 ein mehrstufiges städtebaulich-freiraumplanerisches Masterplanverfahren durchgeführt und das integrierte energetische Quartierskonzept erstellt. Das Ziel ist die CO2-neutrale und gleichzeitig sozialverträgliche städtebauliche Entwicklung des Stadtteils. Diese soll erreicht werden durch eine Kombination von umfassenden energetischen Sanierungen der Bestandsgebäude, ergänzendem Neubau, Photovoltaik bzw. kombinierten Photovoltaik- und Solarthermieanlagen auf den Dächern, dezentralen erneuerbare Energieanlagen (v.a. Wärmepumpen), durch die Dekarbonisierung der Fernwärme und des Netzstroms, durch Schulung der Nutzer, durch Erleichterungen zur Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs und Mobilitätsstationen sowie durch die Förderung der E-Mobilität durch den Ausbau der Ladeinfrastruktur. Außerdem sind freiraumplanerische Maßnahmen, wie Entsiegelungen und naturschutz- und klimawandelgerechte Gestaltung von Flächen vorgesehen.
Hintergrund:
Mit ihrem „Klimabündnis Stadtentwicklung Brandenburg“ wollen das Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung (MIL), der BBU Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen e. V. und die Landesgruppe Berlin-Brandenburg des Verbands kommunaler Unternehmen e.V. (VKU) die Brandenburger Kommunen ansprechen und die Wärmewende vor Ort vorantreiben. Das Klimabündnis Stadtentwicklung Brandenburg war im Januar 2022 aus der Taufe gehoben worden.
Weitere Informationen zum Klimabündnis Stadtentwicklung finden Sie unter: https://klimabuendnis-stadtentwicklung.de und unter https://klimabuendnis-stadtentwicklung.de/newsletter