Klimareise: Minister Beermann besucht erstes energieautarkes Dorf Deutschlands
- Erschienen am - PresemitteilungTreuenbrietzen, OT Felheim – Im Rahmen der Klimareise des Klimabündnisses Stadtentwicklung durch Brandenburg informierte sich heute Bauminister Guido Beermann über das deutschlandweit erste energieautarke Dorf Feldheim. Mit seinem Konzept hat sich der kleine Ort bei Treuenbrietzen in den letzten 20 Jahren zu einem bedeutenden Wirtschaftsstandort und Tourismusmagneten entwickelt.
Mit ihrem „Klimabündnis Stadtentwicklung Brandenburg“ wollen das Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung (MIL), der BBU Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen e. V. und die Landesgruppe Berlin-Brandenburg des Verbands kommunaler Unternehmen e.V. (VKU) die Brandenburger Kommunen ansprechen und die Wärmewende vor Ort vorantreiben. Vor diesem Hintergrund bereist Bauminister Guido Beermann Brandenburg und informiert sich gemeinsam mit den Bündnispartnern über beispielgebende Projekte zum energetischen Umbau im Quartier.
Minister Guido Beermann: „Brandenburg hat sich zum Ziel gesetzt, bis spätestens zum Jahr 2045 klimaneutral zu werden. Das ist sehr ambitioniert und kann nur gelingen, wenn wir unsere Städte und Gemeinden mit ins Boot holen. Gerade in der Wärmewende vor Ort liegt großes Potenzial für den Klimaschutz. Dafür gibt es in den Brandenburger Kommunen viele gute Beispiele, die wir zusammen mit dem BBU und dem VKU im Rahmen unseres Klimabündnisses als Ideengeber ins Land tragen wollen. Wie ein ganzer Ort unabhängig von externen Energieanbietern werden kann, zeigt Feldheim. Private Nahwärme- und Stromnetze versorgen das Dorf mit 100 Prozent erneuerbaren Energien. Damit kann es mehr als seinen eigenen Bedarf decken – ein echter Vorteil in Zeiten stark steigender Energiepreise und des Klimawandels. Mit diesem innovativen Konzept ist Feldheim deutschlandweit ein echter Vorreiter bei der Wärmewende und bei der partnerschaftlichen Zusammenarbeit von Verwaltung, Unternehmen, Projektentwicklern sowie den Bürgerinnen und Bürgern. Kein Wunder, dass das erfolgreiche Projekt nicht nur Anlaufstelle für viele Schulklassen und Touristinnen und Touristen ist, sondern auch schon viele Auszeichnungen erhalten hat.“
Michael Knape, Bürgermeister der Stadt Treuenbrietzen: „Seit über 25 Jahren beschreiten wir in Treuenbrietzen und insbesondere im Ortsteil Feldheim erfolgreich den Weg hin zur Energiewende. Dabei haben wir nicht nur gemeinsam neue Ideen und Konzepte beschrieben und diskutiert, sondern haben diese auch sichtbar in die Realität umgesetzt. Das weltweite ungebremste Interesse an technisch machbaren und einer wirtschaftlich stabilen dezentralen Lösung zu einer sicheren und vor allem bezahlbaren Energieversorgung auf der Basis der eigenen erneuerbaren Ressourcen vor Ort zeigt, dass eine Energiewende mit erneuerbaren Energien möglich ist, Arbeitsplätze sichert, die öffentlichen Haushalte entlastet und ein echter Exportschlager werden kann. Dazu bedarf es der Bereitschaft, diese Energiewende grundsätzlich neu zu denken. Dies beinhaltet vor allem die Nutzung der gesamten Bandbreite der Wertschöpfungskette mit den regionalen Voraussetzungen zur Erzeugung von Energie und der direkten Nutzung dieser Energie zur Versorgung der Bürgerinnen und Bürger sowie dem Gewerbe und der Industrie. Das macht uns spürbar unabhängiger von globalen Risiken und bilateralen Abhängigkeiten.“
Doreen Raschemann, Vorsitzende des Fördervereins des Neue-Energien-Forums Feldheim e.V.: „Die Erneuerbaren Energien sind nicht mehr nur ein Tortenstück im Energiemix, sie stehen für Klimaschutz, Versorgungssicherheit und Unabhängigkeit. Im energieautarken Dorf Feldheim ist die Energiewende gelungen. Gemeinsam haben Bürgerinnen und Bürger, Kommune und Unternehmen ein Dorfwerk errichtet, das seit mehr als 11 Jahren kostengünstig Strom und Wärme aus Erneuerbaren Energiequellen liefert.“
Seit 2010 ist der Ortsteil Feldheim der Stadt Treuenbrietzen energieautark. Neben dem Stromnetz wurde schon 2009 ein eigenes Nahwärmenetz angelegt, an das alle Haushalte angeschlossen sind. Sie erhalten Strom und Wärme direkt von den nahegelegenen Erneuerbare-Energie-Anlagen. Die Energieversorgung wird von 55 Windkraftanlagen, einem Regelkraftwerk für Netzstabilität, einer Biogasanlage, einer Hackschnitzelheizung und einem Solarpark gewährleistet. Mit der technischen Energieautarkie hatte Feldheim auch rechtlich Neuland betreten. So mussten Genehmigungsverfahren eigens an das Vorhaben angepasst werden.
Ein entscheidendes Kriterium für das Gelingen des Projekts war die Mitwirkung der Bürgerinnen und Bürger. Für den Anschluss der Haushalte an das Wärmenetz und an das Stromnetz haben sie jeweils 1500 Euro bezahlt. Diese Investition hat sich inzwischen amortisiert. Die laufenden Kosten sind ebenfalls deutlich günstiger als bei der herkömmlichen Strom- und Wärmeversorgung. Diese Kostenersparnis ist ein wichtiger Grund für die Kooperationsbereitschaft der Feldheimerinnen und Feldheimer. Sie sind neben verschiedenen Unternehmen sowie die Stadt Treuenbrietzen innerhalb der Feldheim Energie GmbH & Co. KG Miteigentümer des örtlichen Wärme-Netzes. Das separate Stromnetz wird von der Energiequelle GmbH und Co. WP Feldheim 2006 KG getragen.
Zum Gesamtprojekt gehört auch das „Neue Energien Forum Feldheim“. Es wurde als Forschungs- und Bildungszentrum gegründet mit dem Ziel, den Ausbau regenerativer Energiequellen im ländlichen Raum zu unterstützen und über wirtschaftliche Potenziale der Energiewende zu informieren.
Neben der Klimareise sind im Rahmen des „Klimabündnisses Stadtentwicklung Brandenburg“ von MIL, BBU und VKU folgende weitere Aktivitäten geplant:
- die Auslobung eines Landeswettbewerbs „Vision CO2-neutrales Quartier“ am 19. September 2022,
- die Initiierung von kommunalen guten Beispielvorhaben der integrierten energetischen Stadtentwicklung,
- die Auszeichnung von Unternehmen mit besonders klimaambitionierten Zielstellungen,
- die Unterstützung der Städte und Gemeinden bei der Erfassung ihrer sektorenbezogenen Treibhausgasemissionen,
- die Durchführung von gemeinsamen Veranstaltungen, wie Workshops und Fachtagungen,
- eine gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit.