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Klimareise: Minister Beermann informiert sich über die Rekommunalisierung der Wärmeversorgung in Wittstock/Dosse

- Erschienen am 02.09.2022 - Presemitteilung Presseinformation
Infrastrukturminister Guido Beermann mit dem Bürgermeister von Wittstock, Jörg Gehrmann, im Heizhaus in der Röbeler Vorstadt in Wittstock ©MIL

Wittstock/Dosse – Im Rahmen der Klimareise des Klimabündnisses Stadtentwicklung durch Brandenburg besichtigte Bauminister Guido Beermann heute das Blockheizkraftwerk in der Röbeler Vorstadt. Aufgrund hoher Fernwärmekosten entwickelte die Stadt mit zahlreichen Akteuren ein energetisches Quartierskonzept für das beliebte Wohngebiet mit dem Ziel, die Wärmeversorgung zu rekommunalisieren.

Mit ihrem „Klimabündnis Stadtentwicklung Brandenburg“ wollen das Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung (MIL), der BBU Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen e. V. und die Landesgruppe Berlin-Brandenburg des Verbands kommunaler Unternehmen e.V. (VKU) die Brandenburger Kommunen ansprechen und die Wärmewende vor Ort vorantreiben. Vor diesem Hintergrund bereist Bauminister Guido Beermann Brandenburg und informiert sich gemeinsam mit den Bündnispartnern über beispielgebende Projekte zum energetischen Umbau im Quartier.

Minister Guido Beermann: „Brandenburg hat sich zum Ziel gesetzt, bis spätestens zum Jahr 2045 klimaneutral zu werden. Das ist sehr ambitioniert und kann nur gelingen, wenn wir unsere Städte und Gemeinden mit ins Boot holen. Gerade in der Wärmewende vor Ort liegt großes Potenzial für den Klimaschutz. Dafür gibt es in den Brandenburger Kommunen viele gute Projekte, die wir zusammen mit dem BBU und dem VKU im Rahmen unseres Klimabündnisses als Ideengeber ins Land tragen wollen. Mit dem Ziel einer nachhaltigen und wirtschaftlichen Wärmeversorgung ist Wittstock/Dosse schon vor Jahren mutig neue Wege gegangen. Im beliebten und prämierten Wohnviertel Röbeler Vorstadt ist es der Stadt gelungen, die Wärmeversorgung als Bestandteil der Daseinsvorsorge erfolgreich auf kommunaler Ebene zu organisieren. Dieses überregional beachtete Stadtentwicklungsmodell zeigt, dass sich eine enge Zusammenarbeit der Kommunen mit den Wohnungsunternehmen und Stadtwerken bei der Wärmewende sowohl für die Stadt als auch für die Mieterhaushalte auszahlt.

Jörg Gehrmann, Bürgermeister der Stadt Wittstock/Dosse: „Wir haben im Jahr 2013 erkannt, dass eine angemessene Preisgestaltung für die Mieterinnen und Mieter nur erfolgen kann, wenn wir selbst über die Vergabe für die Fernwärmeversorgung entscheiden können. Deshalb haben wir zur damaligen Zeit aus Überzeugung gegen viele Widerstände gehandelt. Mittlerweile ist das Thema in vielen Kommunen aktuell – gerade unter den heutigen Gegebenheiten. Deshalb sind wir froh, rechtzeitig und vorausschauend eine Möglichkeit für die bezahlbare Fernwärmeversorgung gefunden zu haben“.

Dr. Hans-Jörg Löther, Geschäftsführer der Gebäude- und Wohnungsverwaltung GmbH Wittstock: „Seit 2017 ist die GWV unter den kommunalen und genossenschaftlichen Wohnungsunternehmen des BBU ‚Preisführer‘ beim Gaseinkauf und der Fernwärmeversorgung. Zugunsten der Mieter konnte 2020 ein Gaslieferfestpreis bis Ende 2024 vereinbart werden. Inklusive der Gas- und der Gasspeicherumlage von insgesamt 24,78 Euro netto pro MWh werden die Mieter der GWV ab 01. Oktober nur 65,55 Euro/MWh oder 6,6 Cent/kWh brutto zahlen müssen. Das sucht seines Gleichen. Unseren Mieterinnen und Mietern ersparen wir nach ersten Schätzungen bis Ende 2024 Wärmekosten von 5-7 Millionen Euro oder mehr als 4.000 Euro pro Familie, die anderweitig ausgegeben werden können.“

Neben der Innenstadt ist die Röbeler Vorstadt mit etwa 550 Wohneinheiten in 40 Gebäuden das wichtigste Wohngebiet in Wittstock/Dosse. Die Gebäude wurden nach 1990 in unterschiedlichem Maße teilsaniert. Allerdings bestand weiterer Handlungsbedarf, da über Gebühr Kosten für die Fernwärme anfielen. Vor dem Hintergrund der auslaufenden Wärmelieferverträge erarbeitete die Stadt in enger Zusammenarbeit mit Stadtplanern, Energie- und Wärmeexperten, Architekten und einem Freiraumplaner ein neues energetisches Quartierskonzept und setzte es entsprechend um. Im Ergebnis wurde die Wärmeversorgung wieder in die Verantwortung der Stadt genommen und von der Gebäude- und Wohnungsverwaltung GmbH Wittstock (GWV) vollzogen.

Dabei wurde nicht nur eine neue Lösung für die Wärmeversorgung gefunden, es wurden ebenso erforderliche Maßnahmen in der Gebäudesanierung und Haustechnik mitgedacht, sowie die Freiraumgestaltung und die Herstellung von Barrierefreiheit. Finanziert wurde das Projekt mit einer Kombination von Wohnraumförderung und Städtebauförderung. Grundlage dafür war eine Kooperationsvereinbarung zwischen dem Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung, der Stadt und der GWV.

Die 40 Wohngebäude wurden an ein neu errichtetes Heizhaus angeschlossen und der Gaseinkauf europaweit ausgeschrieben. Dadurch konnte brandenburgweit einer der günstigsten Gaspreise realisiert und der CO2 Ausstoß enorm reduziert werden. Zudem wurden der Energiebedarf der Siedlungshäuser durch die verbesserte Dämmung um 30 Prozent gesenkt und die Wärmeverluste der Fernwärmeleitung um zwölf Prozent verringert.

Um den CO2 Ausstoß zu reduzieren, betreibt die GWV neben dem Blockheizkraftwerk zwei Thermosolar-Anlagen und eine Hypokaustenheizung. Damit wurde in 50 Prozent des Wohnungsbestandes der Einstieg in eine nachhaltige Wohnungsentwicklung vollzogen. Dieser Weg soll fortgesetzt werden: nach 2022 sind die Errichtung einer Photovoltaikanlage und der Einsatz von Wärmepumpen und Solarthermie geplant.

 Neben der Klimareise sind im Rahmen des „Klimabündnisses Stadtentwicklung Brandenburg“ von MIL, BBU und VKU folgende weitere Aktivitäten geplant: 

  • die Auslobung des Landeswettbewerbs „Vision CO2-neutrales Quartier“ am 19. September 2022,
  • die Initiierung von kommunalen guten Beispielvorhaben der integrierten energetischen Stadtentwicklung,
  • die Auszeichnung von Unternehmen mit besonders klimaambitionierten Zielstellungen,
  • die Unterstützung der Städte und Gemeinden bei der Erfassung ihrer sektorenbezogenen Treibhausgasemissionen,
  • die Durchführung von gemeinsamen Veranstaltungen, wie Workshops und Fachtagungen,
  • eine gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit.

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Ident-Nr
Presseinformation
Datum
02.09.2022