Warum organisiert das MIL Radverkehrskonferenzen und wie bewerten Sie die gerade stattgefundene Konferenz?
Minister Detlef Tabbert: Weil es beim Radverkehr so wichtig ist, die relevanten und involvierten Akteure zu vernetzen. Ein einfaches Beispiel: Bauen wir als Land einen Radweg, endet dieser am Ortsschild. Dort sind die Kommunen zuständig. Dann gibt es noch die touristischen Radwege, die Infrastruktur rundherum und vieles mehr. 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an unserer Radverkehrskonferenz zeigen nicht nur, wie viele Akteure beteiligt sind – es zeigt auch das große Interesse, das Thema weiter voranzubringen und Ideen einzubringen. Natürlich ist Brandenburg bereits ein Fahrradland, denn sowohl touristisch als auch für den Alltag haben wir bereits gut ausgebaute Verbindungen. Zum Beispiel gibt es über 2000 Kilometer straßenbegleitende Radwege an Bundes- und Landstraßen. Dennoch gibt es viel zu tun.
Das Straßennetz in Brandenburg umfasst mehr als die 2000 Kilometer Radwege in eigener Baulast. Bedeutet das, dass Sie künftig massiv ausbauen?
Ich habe auch in diesem Monat wieder Radwege freigegeben und Spatenstiche für neue gesetzt, insofern bauen wir natürlich auch aus. Es ist allerdings normal, nicht nur in Flächenländern wie Brandenburg, dass das Straßennetz größer ist als das Radwegenetz, denn es gibt Straßen, die wenig frequentiert sind. Es macht daher überhaupt keinen Sinn, einfach irgendwo zig Kilometer Radwege zu asphaltieren. Abgesehen davon, dass das nicht bezahlbar ist, denn ein Kilometer Radweg kostet etwa 650.000 Euro. Viel sinnvoller ist es, genau zu schauen, wo wir gemeinsam mit den Kommunen klug und strategisch ausbauen können – und zwar nicht nur Radwege, sondern generell die Infrastruktur. Sehr wichtig ist auch, die bestehenden Radwege im Land zu erhalten, auch da liegt unser Fokus. Deshalb haben wir in unserer Radverkehrsstrategie das zentrale Ziel verankert, mit einem baulastträgerübergreifenden „Radnetz Brandenburg“ durchgängige Verbindungen zu erhalten und zu entwickeln.
Was sind denn weitere Schwerpunkte und Ziele, die Sie im Hinblick auf den Radverkehr legen?
Die Landesradverkehrskonferenz hat gezeigt, wie wichtig es ist, Wissen und Ideen auszutauschen. Auch das ist eines der Ziele: Akteure zu vernetzen, gute Initiativen zu fördern und für die Mitarbeit an gemeinsamen Themen zu sensibilisieren. So wollen wir als Land eine „Datenplattform Radverkehr" initiieren, die baulastträgerübergreifende Daten zur Radverkehrsinfrastruktur erfasst und für verschiedene Nutzungen und Nutzergruppen bereitgestellt. Zudem läuft aktuell die Erstellung eines Leitfadens für den ruhenden Verkehr in Brandenburger Städten, der zum Beispiel auch das Fahrradparken umfasst. Fahrradparken ist ein zentrales Thema, um den ÖPNV noch besser mit dem Rad- und dem Fußverkehr zu vernetzen. Zum Beispiel trägt unser Pilotprojekt, modulare Fahrradparkhäuser in Holzbauweise zu errichten, gerade Früchte. Insgesamt entstehen gerade in 12 Kommunen insgesamt 13 sogenannte „Radparks“. Und natürlich steht bei allen Zielen auch die Sicherheit der Radfahrerinnen und Radfahrer im Fokus.
Unabhängig von unseren ambitionierten Zielen hat die Stimmung bei der Radverkehrskonferenz gezeigt, wie motiviert alle Akteure sind. Diese Stimmung wollen wir mitnehmen und den Radverkehr in Brandenburg weiter stärken, denn Radfahren macht nicht nur Spaß, es ist auch gut für die Gesundheit und das Klima. Bedenkt man, dass der überwiegende Teil der zurückgelegten Strecken unter vier Kilometer ist, erkennt man das große Potential des Rad- und auch Fußverkehrs.
Weitere Infos finden Sie auf der MIL-Themenseite Radverkehr
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